Wooclap – interaktive Abfragen

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Hinweis: Seit dem ersten Datenschutz-Check zu Wooclap ist der Anbieter aktiv gewesen und hat auf einige der dort kritisch dargestellten Datenverarbeitungen durch Drittanbieter reagiert. Google-Analytics und Tagmanager sind jetzt nicht mehr nachweisbar, wenn Schülerinnen und Schüler an Events über einen von der Plattform erstellten Teilnehmer Link oder die Eingabe eines Codes auf app.wooclap.com teilnehmen.

Beschreibung

Wooclap ist eine Online Plattform, mit der sich nach eigener Beschreibung das Lernen interaktiv und effektiv gestalten lässt. Mit ihrem Angebot richtet sie sich vor allem an Schulen und andere Bildungsinstitutionen. Die Plattform selbst ist unter app.wooclap.com/ für Login und Teilnahme an Veranstaltungen erreichbar. Da die Plattform vor allem für Kinder und jugendliche Nutzer gedacht ist, betont man, dass man Kindern gegenüber transparent ist und die Daten von Kindern besonders schützt. Entsprechend hat man beispielsweise eine Datenschutzerklärung speziell für Kinder erstellt.

In Wooclap werden Interaktionen als Events bzw. Veranstaltungen angelegt. Dazu stehen 17 verschiedene Interaktionstypen zur Verfügung: Multiple Choice Frage, Umfrage, Wort Wolke, Offene Frage, eine Beschriftung auf einem Bild einfügen, auf einem Bild etwas finden, Paare bilden, Brainstorming, Folie, Lücken ausfüllen, Bewerten (Rating), eine Zahl erraten, Audio/ Video, Sortieren, Priorisierung, Skript Konkordanz-Test und SKT-Beurteilung. In einer Galerie gibt es Beispiele für die verschiedenen Interaktionstypen. Diese lassen sich nach Thema, Sprache und Interaktionstyp filtern und in einer Vorschau ansehen und bei Bedarf direkt in die eigene Veranstaltung übernehmen. Zu den einzelnen Interaktionstypen gibt es Einstellmöglichkeiten, mit denen sich ihre Funktion anpassen lässt, etwa auf die Anzahl der Antworten oder die Art der Ergebnisanzeige. Ergänzt werden können die Interaktionen durch eine Präsentation, die entweder vom Computer hochgeladen (PDF, PowerPoint oder Keynote) oder von Google Slides verlinkt wird. Interaktionen werden während einer Veranstaltung, etwa einer Unterrichtsstunde, von der Lehrkraft gesteuert. Alternativ lassen sich auch Einheiten erstellen, welche die Teilnehmer im eigenen Tempo bearbeiten. Daneben gibt es noch eine Pinnwand Funktion, auf welcher, wenn sie in einer Veranstaltung aktiviert ist, Teilnehmer Nachrichten einstellen können, die dann für alle Teilnehmer sichtbar sind. Je nach Einstellung der Pinnwand können auch Likes für Nachrichten und Bilder zugelassen werden. Innerhalb einer Pinnwand sind dann im Prinzip sogar Konversationen möglich. Ohne Anmeldung oder Anzeige eines Nutzernamens lassen sich die Nachrichten allerdings nicht zuordnen. Der Veranstalter kann Nachrichten löschen.

Die Teilnahme an einer Veranstaltung erfolgt über einen von der Plattform erzeugten Teilnahmelink nach dem Schema www.wooclap.com/MFRGAY. Dieser lässt sich durch den Veranstalter anpassen. Alternativ ist die Teilnahme über SMS möglich. Dazu gibt die Plattform eine Mobilfunknummer und einen Code an, welcher dem des Links entspricht (@MFRGAY). Zusätzlich erzeugt die Plattform einen QR-Code. Link, Code und QR-Code werden als Bestandteil der Veranstaltung für die Teilnehmer angezeigt, z.B. auf einer Projektionsfläche. Der Internetauftritt, unter www.wooclap.com/de/, mit welchem die Plattform beworben wird, bietet neben der Seite https://app.wooclap.com/public im Bereich der eigentlichen Plattform eine zusätzliche Eingabemöglichkeit für den Veranstaltungscode. Wooclap bietet auch eine Option zur direkten Integration in ein bestehendes LMS via SSO, etwa in Moodle oder MS Teams.

Der Veranstalter kann vor einer Veranstaltung festlegen, ob eine Authentifizierung der Teilnehmer erforderlich ist, diese einen Benutzernamen angeben müssen, die Ergebnisse standardmäßig sichtbar sein sollen und ob eine „Ich bin verwirrt“-Taste angezeigt wird. Zusätzlich lässt sich ein Wettbewerbs-Modus aktivieren. Unter weiteren Einstellungen sind u.a.  Anzeigemöglichkeiten für die Endgeräte der Teilnehmer steuerbar und ein Timer für die Fragen aktivierbar. In diesem Menü können auch Mitarbeiter hinzugefügt werden und es gibt Exportoptionen für die Veranstaltung. Im vorherigen Menü finden sich Optionen zur Anzeige, zum Export und Zurücksetzen der Ergebnisse.

Im Unterricht startet die Lehrkraft die Veranstaltung und kann dann zwischen Präsentation, sofern vorhanden, und den Interaktionen wechseln. Die einzelnen Interaktionen werden für die Teilnehmer sichtbar, wenn die Lehrkraft diese auswählt. Je nach Interaktion kann die Lehrkraft richtige Ergebnisse oder Teilnehmerergebnisse anzeigen.

Um Interaktionen für den Unterricht erstellen zu können, ist eine Registrierung erforderlich. Dafür gibt es sechs Optionen. Eine Anmeldung ist möglich mit E-Mail und Passwort sowie mit vorhandenen Konten von Facebook, Google, Linkedin und Microsoft. Wird eine E-Mail Adresse angegeben, muss diese bestätigt werden über einen E-Mail Link. Hat die Schule bereits eine Lizenz, ist auch eine Anmeldung über die Institution möglich. Dazu wird aus einer Liste die Schule ausgesucht und dann auf deren individuellen Anmeldebildschirm gewechselt. Nach einer Neuanmeldung muss im nächsten Schritt die Art von Institution ausgewählt werden, die Rolle (Lehrkraft, Schüler, …) sowie Name, Vorname und Land. Die Angabe des Namens der Schule ist optional. Außerdem muss bei Registrierung als Mitglied einer Schule bestätigt werden, keiner Hochschule anzugehören, und die AGB müssen angenommen werden. Ein Newsletter Abo ist optional. Nach der Registrierung ist für Lehrkräfte von Grund- und Sekundarschulen eine unbegrenzte und uneingeschränkte Nutzung möglich. Diese kostenlosen Konten haben jedoch die Einschränkung, dass eine Integration in LMS bzw. per SSO nicht möglich ist.1Die Informationen wie die Funktionen genau aussehen, scheinen hier jedoch etwas widersprüchlich. Während auf der Seite mit der Preisübersicht von Entdecken gesprochen wird, was mehr nach einer eingeschränkten Probezeit klingt, spricht das Registrierungs E-Mail davon, dass man als Lehrkraft der Primar- und Sekundarschule eine uneingeschränkte Nutzung habe. Dann aber gibt es wieder eine Hilfeseite, auf welcher erklärt wird, wie man sich als Lehrkraft einer Schule registriert bzw. ein bestehendes Konto einer Schule zuordnet, um in den Genuss uneingeschränkter Nutzung zu kommen.

Wie die Teilnahme möglich ist, hängt wie beschrieben, von den Voreinstellungen des Veranstalters ab. Auch wenn keine Authentifizierung oder Angabe eines Namens erforderlich gemacht wird, können Teilnehmer über ein Einstellmenü (Zahnradsymbol oben rechts) einen von ihnen gewählten Anzeigenamen angeben. Haben sie ein Wooclap Konto, ist auch eine Teilnahme mit Anmeldung möglich.

Ohne Authentifizierung oder Anmeldung oder Angabe eines Anzeigenamens besteht für den Veranstalter keine Möglichkeit, Antworten einzelnen Teilnehmern zuzuordnen.

Datenschutz, Sicherheit

Serverstandort, Anbieter

Anbieter von wooclap ist die belgische Firma Wooclap SA, die 2015 gegründet wurde. Die Plattform wird auf Amazon Web Services (AWS) mit Standort Europa, Frankreich betrieben.

Datenschutzerklärung

Die Datenschutzerklärung ist in englischer, französischer und spanischer Sprache, nicht jedoch in deutscher Sprache verfügbar. Ergänzend gibt es noch eine Datenschutzerklärung in einfacher Sprache für Kinder, ebenfalls nicht in deutscher Sprache. Die Datenschutzerklärung gibt transparent Auskunft darüber, wie Wooclap Nutzerdaten erhebt, welche Arten von personenbezogenen Daten erhoben werden und für welche Zwecke. Dabei schaut man auf Nutzer, die ein Konto erstellen und die Verknüpfung eines Nutzerkontos mit dem Konto eines anderen Anbieters wie etwa Microsoft. Welche Daten bei der Nutzung als Teilnehmer anfallen, wird nicht direkt ausgewiesen. Zutreffen dürfte hier jedoch die Beschreibung, welche Daten bei verschiedenen Interaktionen mit der Plattform anfallen. Dazu gehört für Teilnehmer an Interaktionen: “Antworten, die Sie auf Fragen gegeben haben (abgeleitete Eigenschaften wie Ihre Punktzahl bei den Fragen, Rankings, …) und an Lehrkräfte gesendete Nachrichten.” Im folgenden Abschnitt werden Cookies beschrieben. Dazu gehören:

  • erforderliche Cookies,
  • Analytics Cookies,
  • Google AdWords
  • Remarketing Cookies und
  • Cookies für die Integration von Drittanbieter Funktionalitäten, z.B. Social Media Icons.

Wooclap gibt auch Auskunft über Drittanbieter, mit welchen man Daten teilt und zu welchen Zwecken dieses geschieht. Es folgt eine Liste mit 18 Auftragsverarbeitern mit Angabe eines Zweckes, des Herkunftslandes und eines Links zur Datenschutzerklärung. Bei US Firmen wird auch die Zertifizierung nach dem mittlerweile obsoleten EU-US Privacy Shield ausgewiesen. Abschließend wird u.a. noch auf die Betroffenenrechte verwiesen.

Beiden Datenschutzerklärungen unterscheiden nicht bezüglich der Datenverarbeitung bei Aufruf des Webauftritts, mit welchem das Angebot beworben wird, und der eigentlichen Plattform unter app.wooclap.com/. Das macht es für Nutzer schwierig zuzuordnen, welche Datenverarbeitung bei der Nutzung des Angebotes von Bedeutung sind.

 

Cookies, Tracking

Cookie Banner

Zunächst fällt auf, dass beim Aufruf über einen Teilnehmer-Link ein Cookie Banner erscheint, welches die Optionen “Alle akzeptieren”, “Alles ablehnen” und “Cookies personalisieren” nebst einem Link zur Datenschutzerklärung (Cookies) zeigt. Mit einem kurzen Text wird die Nutzung von Cookies erklärt.

Hinter “Cookies personalisieren” verbirgt sich eine Möglichkeit, standardmäßig deaktivierte Funktions-, Leistungs- und Tracking-Cookies zu aktivieren. Wesentliche Cookies sind bereits aktiviert und lassen sich nicht deaktivieren.

Teilnehmer
Alle Cookies ablehnen

Wird die Option “Alles ablehnen” gewählt, legt Wooclap im Local Storage fünf Informationspakete ab: nicht eingeloggt, Übermittlungspräferenz, ein Token und die Default Sprache und ein Mixpanel Opt-in-Opt-out. Unter Cookies wird ein “wc__cookie-consent” Cookie abgelegt, welches die Nichtauswahl von Funktions-, Leistungs- und Tracking-Cookies festhält und 6 Monate gilt.

Keine Auswahl im Cookie Banner

Mittels WebbKoll DataSkydd und Funktionen des Browsers lässt sich bei Aufruf einer Veranstaltung über einen Teilnehmer Link folgendes Verhalten nachweisen: es werden ein Cookie gesetzt, welches im Zusammenhang mit Mixpanel steht und über welches dem Nutzer eine ID, eine Geräte ID sowie Werte bezüglich der Domain zugewiesen, von welcher der Besucher kommt. Letztere Werte bleiben frei, wenn der Aufruf direkt über den Teilnahmelink erfolgt. Nachweisen lassen sich Kontakte zu drei Servern. Das sind Cloudfront.net, Sentry.io und GoogleTagManager. Beachtet werden sollte, dass bei diesem Test, wie auch beim folgenden das Cookie Banner ohne Auswahl bleibt.

Webpagetest ergibt beim Aufruf des gleichen Teilnehmer-Links zwei verschiedene Serverkontakte.

URL Kontakte
d1xf3gnyht54bz.cloudfront.net 15
sentry.io 1

Cloudfront gehört zu AWS (US Anbieter, EU Server) und stellt Server für die Bereitstellung von Plattformen und Inhalten zur Verfügung. Bei Wooclap liefert AWS beispielsweise die Plattform selbst, sowie verwendeten Schriftarten und Grafiken aus. Sentry (US Anbieter, US Server) überwacht den fehlerfreien Ablauf der Website. Blacklight weist neben der Nutzung von Cloudfront auch auf ein sogenanntes “Canvas Fingerprinting” hin. Hier wird eine Grafik wie die folgende im Browser abgelegt. Das Script, welches dafür verantwortlich ist, gehört Stripe Inc., ein Bezahldienstleister, den Wooclap auch für Zahlungsabwicklungen für kostenpflichtige Accounts benötigt.

Bei späteren Besuchen auf der Website oder anderen Websites, die Stripe nutzen, kann der Nutzer dann wiedererkannt werden.

Mit den Entwicklertools des Chromebrowsers lassen sich die Serverkontakte bis auf das Canvas Fingerprinting nachweisen. Die Cookies entsprechen denen, die auch nachweisbar sind, wenn die Option “Alles ablehnen” ausgewählt wird. Lediglich das “wc__cookie-consent” fehlt, da es erst nach Auswahl einer Option gesetzt wird.

Alle Cookies akzeptieren

Wählt der Nutzer im Cookie Banner die oberste Option und akzeptiert alle Cookies, werden zu den bereits beschriebenen Cookies diverse Hotjar Cookies gesetzt.

Aufruf von app.wooclap.com

Wird die Seite https://app.wooclap.com/ aufgerufen, um dort einen Code einzugeben, ist das Verhalten identisch zum direkten Aufruf eines Einladungslinks mit abgelehnten Cookies. Ein Cookie Banner wird  hier allerdings nicht angezeigt, um eine Auswahl zu treffen

Veranstalter/ Lehrkräfte

Anders als Teilnehmer sind Veranstalter nach Login an einem kostenlosen Wooclap Konto deutlich mehr Datenabflüssen ausgesetzt. Zu den beschriebenen Cookies finden sich dann auch:

  • Google-Analytics
  • Stripe (Bezahldienstleister)

Eine detaillierte Auflistung aller Cookies, welche auf den Seiten von Wooclap zum Einsatz kommen, findet sich in der Cookie Policy, welche dem Betreiber der Website mit dem Data Processing Agreement in einer ausführlichen Version zur Verfügung gestellt wurde. Über die Website selbst sind diese Informationen nicht verfügbar.

Vertrag zur Auftragsverarbeitung

Auf Nachfrage wurde mitgeteilt, dass man einen Vertrag zur Auftragsverarbeitung in englischer Sprache für Schulen und Universitäten in Deutschland zur Verfügung stelle. Dieser liegt dem Betreiber der Website vor. Das Dokument (Data Processing Agreement) wird ergänzt durch ein Sicherheitskonzept, ein Verzeichnis der Verarbeitungstätigkeiten, eine Cookie Policy und ein Service Level Agreement.

Die zur Verfügung gestellte Version des Data Processing Agreement ist 1.4 von Juli 2021. Das Dokument sollte alle für einen Vertrag zur Auftragsverarbeitung relevanten Punkte abdecken. Bezüglich von Sub-Auftragsverarbeitern sichert der Anbieter unter Artikel 5 zu, dass personenbezogene Daten diesen gegenüber nur dann offengelegt werden, wenn durch vergleichbare vertragliche sowie technische und organisatorische Maßnahmen  sichergestellt ist, dass sie ein dem Anbieter gleichwertiges Datenschutzniveau sicherstellen. Unter Artikel 8 wird dann zugesichert, dass keine personenbezogenen Daten in Länder außerhalb der EU und des EWR übermittelt werden, “es sei denn, das betreffende Land oder das/die betreffende(n) Unternehmen (einschließlich der mit dem Dienstleister verbundenen Unternehmen), an das/die die personenbezogenen Daten übermittelt werden, garantiert/garantieren ein angemessenes Schutzniveau für personenbezogene Daten, und der Kunde hat der Übermittlung zuvor schriftlich zugestimmt.” Mit Abschluss des Data Processing Agreement stimmt der Verantwortliche, hier die Schule, der Übermittlung von personenbezogenen Daten in die im Dokument Record of Processing Activities aufgeführten Länder zu. Nach Angaben von Wooclap wurden mit diesen Anbietern, sofern sie nicht aus der EU/ EWR kommen, die neuesten Standardvertragsklauseln (Standard Contractual Clauses, SCC) abgeschlossen.

Im Record of Processing Activities sind zunächst die von der Datenverarbeitung Betroffenen aufgeführt: Lehrkräfte, authentifizierte Teilnehmer, nicht authentifizierte Teilnehmer und Kontakt in der Schule. Danach folgen die Datenkategorien. Von Interesse sind hier bezüglich der unterrichtlichen Nutzung:

  • Profil mit Benutzer-ID, E-Mail, Vorname, Nachname, Organisation und weiteren Profilinformationen wie z.B. Schüler ID.
  • Browser Information mit IP-Adresse2die IP-Adresse, so wird angegeben, wird nicht als personenbezogenes Datum verarbeitet – ob und inwieweit das zutrifft, lässt sich nicht überprüfen., Browser-Informationen, Informationen zum Gerät, Betriebssystem-Informationen, andere Technologien auf den Geräten, die Sie für den Zugriff auf diese Website verwenden.

Inhalte, die in Wooclap erstellt oder hochgeladen werden, etwa Ereignisse, Fragen, Dateien und Präsentation, werden als nicht-personenbezogene Daten aufgeführt. Da sie jedoch den Nutzern zugeordnet sind, die sie erstellt oder hochgeladen haben, besteht auch bei diesen Daten ein Personenbezug, denn diese Nutzer verfügen über ein Profil.

Es folgt dann eine Liste von Dienstleistern und Sub-Auftragsverarbeitern, darunter auch die oben ermittelten. Angegeben wird zu jedem Sub-Auftragsverarbeiter:

  • Name des Dienstes, z.B. AWS
  • Firmensitz, z.B. USA
  • Vorliegen eines Data Processing Agreements, z.B. Standardvertragsklauseln (Standard Contractual Clauses, SCC)
  • Betroffene Datenkategorien, z.B. Profil, Browser Information, …
  • wer Zugriff auf die mittels dieses Dienstleisters verarbeiteten personenbezogenen Daten hat, z.B. Entwickler von Wooclap
  • Speicherort der Daten, z.B. Frankreich
  • Grund für die Nutzung des Dienstleisters, z.B. Infrastruktur von Wooclap und Datenspeicher

Die Sub-Auftragsverbeiter/ Dienstleister sind nach Art gruppiert: Infrastruktur, Bezahldienste, Echtzeitteilnahme, Monitoring und Debugging, Unterstützung für Präsentationen3meint die Präsentationen in der Plattform und hierbei etwa das Erzeugen von Vorschaubildern, Kunden Support, E-Mail und Nutzungsstatistiken. Diese ausführliche Aufschlüsselung ist sehr vorbildlich. Deutlich wird dabei aber auch, dass Wooclap überwiegend auf Dienstleister setzt, die ihren Firmensitz bzw. Hauptfirmensitz in den USA haben. Über einige dieser Dienstleister werden beispielsweise auch Profilinformationen verarbeitet, was zumindest bei registrierten Nutzern von Bedeutung ist. Dazu gehören im Bereich Nutzungsstatistiken Segment4“Dient zur Synchronisierung anderer Tools.” was immer das bedeuten mag., Mixpanel5“Zum Verständnis der Nutzung von Produktfunktionen.” Browser Informationen werden erwartungsgemäß mittels Google-Analytics und Google Tag Manager verarbeitet. Zugriff auf die Daten hat das Marketing Team zur aggregierten Analyse der Nutzung von Funktionen und des Datenverkehrs. Zur Echt-Zeit-Teilnahme verarbeitet Wooclap mittels des Dienstleisters Ably beispielsweise Inhalte und Profilinformationen. Zugriff auf die Daten hat das Entwicklerteam.

Im Dokument Security Policy werden die technischen und organisatorischen Maßnahmen dargestellt, durch welche der Anbieter den Schutz der Verarbeitung von personenbezogenen Daten sicherstellt.

Datenschutz Bewertung Übersicht

Positiv fällt auf, das Wooclap bezüglich der Datenverarbeitung transparent ist und sich auch um eine einfache Erklärung für Kinder bemüht, indem man eine spezielle Datenschutzerklärung in einfacher Sprache bereitstellt. Von Nachteil ist jedoch, dass die Datenschutzerklärungen nicht in deutscher Sprache verfügbar sind. Zwar kann man sich heute mit automatisierter Übersetzung behelfen, doch nicht jeder weiß, wie es geht und Übersetzungen dieser Art können Fehler enthalten, die den Sinn verändern. Da es nur eine einzige Datenschutzerklärung für alles gibt, ist es für Nutzer nicht möglich, einzuschätzen, welche Datenverarbeitung speziell bei der Nutzung der Plattform erfolgt und ob sich darauf für Nutzer Risiken ergeben.

Das Cookie Banner mit Auswahlmöglichkeiten ist für eine Nutzung in Schule ungünstig. Kinder tendieren zum schnellen Wegklicken und wählen dann möglicherweise die erstbeste Option, womit sie alle Cookies laden. Das mag auf schulischen Endgeräten in der Schule, ohne Anmeldung an der Plattform oder an anderen nicht-schulischen Plattformen und ohne Verwendung von persönlichen Informationen unproblematisch sein, doch günstiger wäre, es würden im Bereich der Interaktionen unter app.wooclap.com grundsätzlich nur die minimal erforderlichen Cookies gesetzt und ein Link zur Information über diese Cookies angeboten.

Erfolgt die Nutzung über Privatgeräte oder personalisierte Geräte in der Schule ist dieses aus Sicht von Datenschutz ungünstig.

Nach Angaben des Anbieters ändert sich durch ein institutionelles Abonnement etwas an der Datenverarbeitung nichts.

Kritisch zu sehen ist die Nutzung vieler Dienstleister, die ihren Firmensitz oder den Firmenhauptsitz in den USA haben. Mit einem Teil dieser Dienstleister werden personenbezogene und -beziehbare Daten von registrierten Nutzern verarbeitet. Das betrifft in den meisten Fällen vor allem Lehrkräfte, würde jedoch auch Schüler betreffen, wenn diese in der Plattform als Nutzer angelegt werden.6Es dürfte hier nicht um essentielle Risiken gehen, welche für registrierte Nutzer durch die Verarbeitung ihrer Daten durch Dienstleister mit US Hintergrund entstehen können. Aufsichtsbehörden werden dies jedoch eher kritisch sehen.

Hinweise zur Nutzung durch Schulen

Grundsätzliches

Wooclap lässt sich datenschutzfreundlich nutzen, wenn die Nutzung im Unterricht auf schulischen Endgeräten in der Schule, ohne Anmeldung an der Plattform oder an anderen nicht-schulischen Plattformen und ohne Verwendung von persönlichen Informationen erfolgt. Es entstehen für Schülerinnen und Schüler so keine Risiken, denn sie sind dann weder für die Plattform noch für die darin aktiven Dienste von Drittanbietern identifizierbar.

Wenn Lehrkräfte Wooclap mit einem persönlichen kostenlosen Konto im Unterricht einsetzen, sollte die Nutzung über schulische Endgeräte ohne Anmeldung an anderen nicht-schulischen Plattformen erfolgen und ohne Angabe von persönlichen Informationen. Außerdem sollten Schüler vor der Nutzung darauf hingewiesen werden, dass sie Cookies ablehnen und bei Freitextantworten keine persönlichen Informationen eintragen. Es empfiehlt, die Gründe dafür im Rahmen der Medienerziehung zu thematisieren. Nach Möglichkeit sollte auf die Angabe von Namen verzichtet werden. Falls aus pädagogischen Gründen eine Unterscheidung der Teilnehmer mit Namen erforderlich scheint, so sollten hier nur Pseudonyme eingetragen werden. Die Nutzung von Wooclap kann im beschriebenen Rahmen nur freiwillig sein.

Ohne einen Vertrag zur Auftragsverarbeitung ist Wooclap nicht geeignet für eine personalisierte Nutzung, die dann auch eine personengenaue Auswertung von Antworten/ Rückmeldungen/ Eingaben zuließe. Auch der Modus für eine individuelle Auseinandersetzung mit den Interaktionen einer Veranstaltung  “Im eigenen Tempo der Teilnehmer” etwa im Rahmen von Distanzunterricht, Blended Learning oder Hausaufgaben scheidet aus, da Teilnehmer über private Internetanschlüsse potentiell für Dienstleister wie Google, die mit Google Tag Manager im Hintergrund aktiv sind, identifizierbar werden.

Nutzung in der Schule mit schulischen Endgeräten

Bei einer Nutzung in der Schule mit schulischen Endgeräten, ohne Login an anderen nicht-schulischen Plattformen und ohne Angabe von persönlichen Informationen bei Interaktionen, die dieses erlauben, kann die Plattform ohne Risiken durch Schülerinnen und Schüler genutzt werden. Auch wenn sie so weder durch die Plattform noch durch Drittanbieter Tools identifizierbar sind, sollte beim Cookie Banner “Alles ablehnen” gewählt werden.

Nutzung auf privaten Endgeräten/BYOD

Nutzung über Teilen Link oder app.wooclap.com/public

Wird Wooclap durch Schülerinnen und Schüler über einen von der Lehrkraft geteilten Link oder Einscannen des angezeigten QR-Codes genutzt, sind die Risiken sehr begrenzt. Gleiches gilt auch, wenn der Link der Wooclap App aufgerufen wird, um den Code dort einzugeben.

Nutzung über Codeeingabe auf wooclap.com

Bei einer Nutzung von privaten Endgeräten in der Schule (BYOD) aus oder vom heimischen Internetanschluss aus wie auch von mobilen Endgeräten aus bestehen für Schülerinnen und Schüler vor allem dann deutliche Risiken, wenn sie im Cookie Banner “Alle akzeptieren” wählen.7Auch wenn bei richtiger Auswahl im Cookie Banner die Risiken begrenzt sind, führt das Cookie Banner und die Möglichkeit, eine ungünstige Auswahl zu treffen zur Abwertung um 2 Sterne. Das Cookie Banner könnte in naher Zukunft verschwinden.

Lehrkräfte – Interaktionen erstellen/ durchführen

Lehrkräfte müssen letztlich selbst wissen, ob sie die Datenabflüsse bei der Nutzung eines Kontos in Kauf nehmen für sich. Ihre Nutzung lässt sich immer einer Person zuordnen, da sie ein persönliches Konto erstellen müssen. Es macht dann auch keinen wesentlichen Unterschied mehr, ob sie die Plattform auf einem Privatgerät oder einem Dienstgerät in der Schule nutzen.

Fazit

Wooclap ist eine interessante Plattform, um Interaktion im Unterricht zu gestalten. Sie kann Gesprächsanlässe liefern, Rückmeldung erlauben und Lehrkräften Hinweise auf den Kenntnisstand ihrer Lerngruppe geben. Mit schulischen Endgeräten ist sie, wie oben beschrieben, mit gewissen Einschränkungen auf freiwilliger Basis gut und sicher nutzbar. Von anderen Nutzungsformen ist eher abzuraten.

Der Vertrag zur Auftragsverarbeitung liegt mittlerweile vor und muss noch ausgewertet werden.

Stand 09/2022