Beschreibung
Wakelet ist eine Art digitale Sammelmappe, mit der sich Multimedia Ressourcen wie Websites, Videos, Bilder kollaborativ sammeln, strukturieren und teilen lassen. Dadurch ergeben sich vielfältige Einsatzmöglichkeiten für den Unterricht, die von der Bereitstellung von Inhalten, über die Erstellung von Portfolios bis zu digitalem Storytelling reichen. Die Plattform ist kostenlos nutzbar und der Anbieter verspricht, dass dieses auch dauerhaft so bleiben soll. Man behält sich jedoch die Möglichkeit vor, zukünftig zusätzlich zu den kostenlosen Konten eine Premiumversion anzubieten.
Zur Anmeldung an der Plattform sind eine E-Mail Adresse und ein Passwort erforderlich. Schüler benötigen zur Mitarbeit an einem Wakelet kein eigenes Konto. Sie können über einen Link, Code oder QR Code Zugriff auf ein freigegebenes Wakelet erhalten, wählen dann einen freien Namen und können direkt loslegen. Die Plattform bietet auch die Möglichkeit, per E-Mail einzuladen. Wakelet Boards können privat sein oder öffentlich, je nach Einstellung durch den Ersteller. Bei ‘öffentlich’ kann noch unterschieden werden zwischen vollkommen öffentlich oder ungelistet. Private Wakelets können nicht geteilt werden mit anderen. Der Ersteller kann bezüglich eines Wakelets sehen, welche anderen registrierten Nutzer ein öffentliches Board für sich kopiert haben.
Als eine Plattform mit der Zielgruppe Schule bietet Wakelet Schnittstellen zu zahlreichen dort genutzten Lern- und Arbeitsplattformen wie z.B. Microsoft Teams, Google Drive, Google Classroom, Microsoft OneNote Classnotebook und Flipgrid. Social Media Plattformen können zum Teilen von Wakelet Boards genutzt werden. Dazu gehören Twitter, Reddit und Facebook. Darüber hinaus finden sich auf jeder Wakelet Seite noch Social Media Buttons mit Links zu den Auftritten des Anbieters bei Facebook, Twitter, Instagram und YouTube.
Wakelet kann über den Browser genutzt werden, ein iOS und Android App und eine Chrome Erweiterung.
Um die Barrierefreiheit zu verbessern, ist in Wakelet Boards der Microsoft Immersive Reader (dt. Plastischer Reader) integriert. Dieser kann die Textinhalte eines Boards vorlesen, wobei der Immersive Reader auf den Nutzer nach Sprache, Vorlesegeschwindigkeit, Zeilenabstand, Kontrast etc. eingestellt werden kann.
Die Datenschutzerklärung von Wakelet ist nur in englischer Sprache verfügbar und berücksichtigt Nutzer in der EU wie auch weltweit. Der größte Markt des Anbieters dürfte in den USA liegen. Entsprechend gibt es auch datenschutzrechtliche Information dafür. Ein Data Processing Addendum bzw. Vertrag zur Auftragsverarbeitung wird nicht angeboten.
Datenschutz, Sicherheit
Serverstandort, Anbieter
Der Anbieter kommt aus Großbritannien und nutzt Server von Amazon (AWS). Zum Betrieb von Wakelet werden eine Vielzahl von Diensten des Anbieters von verschiedenen Servern genutzt. Die erste Anfrage beim Aufruf eines Boards läuft über einen AWS Server in Irland. Weitere Komponenten werden dann von AWS Servern (cloudfront.net) aus den USA geladen.
Cookies, Tracking
Zur Bereitstellung der Funktionalitäten von Wakelet wird eine Reihe von Cookies durch den Anbieter selbst gesetzt (1st Part Cookies). Zu diesen kommen erwartungsgemäß auch Cookies Dritter hinzu, die mit der Einbindung der oben beschriebenen Funktionalitäten zu tun haben. So finden sich in einem über einen Freigabelink aufgerufenen Wakelet Board auch Cookies von Facebook, Twitter (platform.twitter.com) und Microsoft (teams.microsoft.com). Wird der Plastische Reader (immersive Reader) von Microsoft aufgerufen, um sich Inhalte vorlesen zu lassen, kommen noch weitere Cookies von Microsoft hinzu (wk-immersive-reader.cognitiveservices.azure.com), um die Vorlesefunktionalität bereitzustellen, und außerdem Cookies von Google. Eine genauere Analyse mit WebbKoll Dataskydd ergibt bei Nutzung des Plastischen Readers so acht 1st Party Cookies, drei 3rd Party Cookies und die riesige Anzahl von 47 Verbindungen/ Abfragen von 27 verschiedenen Drittanbietern. Dazu gehören neben den genannten Facebook, Microsoft, Twitter und Google auch der Analyse Dienst Mixpanel und Zendesk zur Bereitstellung von Inhalten. Google tritt überwiegend zur Bereitstellung von Inhalten auf, ist aber auch mit Analyse Tools (googletagmanager und google-analytics) und dem Werbedienst Doublecklick.net vertreten. Auch Screencastify, ein Tool zur Erstellung von Erklärvideos, ist mit einem Dienst vertreten.
In der Datenschutzerklärung wird unter 3.3 Service Providers und 3.2 Third-party Widgets über diese informiert. Zu den Third-party Widgets heißt es dabei:
“Unsere Dienste umfassen eine Vielzahl von Widgets und Social-Media-Funktionen, wie z. B. Social Media Login-Buttons (z. B. Facebook, Google), Einbettungen (z. B. Tweets, Instagram-Posts) und Suchintegrationen (z. B. YouTube API Services, weitere Informationen finden Sie unter YouTube Nutzungsbedingungen, Google-Datenschutzbestimmungen und Google-Sicherheitseinstellungen). Dazu gehört in der Regel auch ein Software Development Kit (SDK) oder iFrame von der Website des Drittanbieters. Diese Widgets erfassen Ihre IP-Adresse, die Seite, die Sie auf dem Dienst besuchen, und setzen möglicherweise ein Cookie, damit die Funktionalität der Funktion ordnungsgemäß ausgeführt werden kann. Ihre Interaktionen mit diesen Funktionalitäten unterliegen der Datenschutzrichtlinie des Unternehmens, das diese zur Verfügung stellt.”1Übersetzt mit Hilfe von www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)
Damit erhalten Anbieter wie Facebook oder Twitter Informationen über die Besucher eines Wakelet Boards, die zumindest in Teilen dem entsprechen, was diese Dienste erfahren würden, wenn man ihre Webauftritte direkt besucht.
Der Effekt ist, dass beim Aufruf eines Wakelet Boards, selbst wenn dieses ohne eigenes Konto und nur über einen Link mit Freigabe zur Kollaboration erfolgt, umfangreich personenbezogene bzw. personenbeziehbare Daten an eine Vielzahl von Dritten abfließen.
Wakelet gibt in der Datenschutzerklärung an, dass diese auch für die vom Anbieter in Anspruch genommenen Dienstleister gilt2“This policy only applies to us and to our Agents and how we will use your personal information.” Agents definiert man wie folgt: “‘Agents‘ means service providers, consultants and other third-parties and agents not employed by us.”. Gleichzeitig verweist man, soweit es um die oben genannten Widets und Social Media Funktionen geht, auch auf die Datenschutzbestimmungen dieser Anbieter.
Was bisher beschrieben wurde, gilt für den Zugriff auf ein freigegebenes Board, ohne Anmeldung des Nutzers. Nutzt man Wakelet als registrierter User, etwa als Lehrkraft, die die Plattform als Kollaborationstool mit Schülern im Unterricht nutzen möchte oder auch einfach nur, um Informationen bereitzustellen, dann erhöht sich der Anteil Cookies und Dienste von Dritten noch einmal signifikant. Im Chrome Browser werden beim Anzeigen eines Boards 131 Cookies angezeigt. Ganze 12 davon sind Wakelet selbst zuzuordnen.3Webbkoll Dataskydd zeigt 11 Cookies an (8 First-Party; 3 Third-Party) und 47 Anfragen an 27 einzigartige Hosts.
Google-Analytics
Nach einer Analyse des Verhaltens von Google-Analytics mit der Google-Analytics Prüfung der Universität Bamberg ergibt sich, dass es sowohl eine Anfrage mit IP Anonymisierung gibt als auch ohne.
“Diese Seite sendet sowohl Anfragen an Google mit IP-Anonymisierung, als auch Anfragen ohne IP-Anonymisierung. Die Anfragen mit IP-Anonymisierungen stammen dabei ausschließlich von Google Remarketing mit aktivierten Google Analytics Feature.”
Das heißt, Google erhält bei jedem Aufruf eines Boards die komplette IP Nummer des Nutzers.
Eingebundene externe Inhalte
Wie bei vergleichbaren Diensten, die es ermöglichen, Inhalte von externen Seiten wie Bilder, Audio oder Videodateien einzubinden, entstehend durch diese Einbindungen (Embedds) weitere Datenzugriffe von Dritten. Über die Einbindung eines YouTube Videos erhält YouTube auch Zugriff auf Mitarbeiter oder Besucher eines Wakelet Boards.
Hinweise zur Nutzung durch Schulen
Grundsätzliches
Wie die Beschäftigung mit Wakelet zeigt, nutzt der Anbieter, der sich mit seiner Plattform speziell an Schulen richtet, eine Vielzahl von Diensten Dritter. Diese dienen einerseits dazu Funktionalitäten bereitzustellen, helfen andererseits aber auch, dem Anbieter Informationen über Nutzer des Dienstes zu erlangen. Viele Betreiber nutzen vergleichbare Dienste, um Nutzern das Teilen über Social Media – wie Twitter und Facebook – und andere Plattformen – wie Microsoft Teams und Google Classroom – so einfach wie möglich zu machen. Dass dabei Daten ausgetauscht werden, ist unumgänglich. Gerade in Schule ist das nicht unbedingt wünschenswert. Mag das beim Teilen eines Boards über Microsoft Teams, wenn die Schule Microsoft 365 nutzt4Das ist jetzt unabhängig davon betrachtet, ob eine Nutzung von Mircrosoft 365 für sich aus Datenschutzsicht OK ist oder nicht., noch in Ordnung sein, so kommt man bei Datenabflüssen an Facebook schon an eine Grenze, die in Schule nicht überschritten werden sollte.
Nutzung in der Schule
Wird Wakelet mit schulischen Endgeräten in der Schule und ohne gleichzeitigen Login an anderen Online-Plattformen genutzt, können die im Hintergrund von Wakelet aktiven Trackingmechanismen und Drittanbieter keine für sie verwertbaren Daten erheben. Das gilt sowohl für die konsumierende Nutzung eines Boards als auch die aktive Arbeit an einem Board bei einer Einladung über QR Code, Code oder Einladungs Link für nicht registrierte Nutzer.
Nutzung zu Hause/ auf privaten Geräten/ BYOD
Rufen Schüler ein Wakelet Board von zu Hause aus auf, über das Mobilnetz mit ihrem Smartphone oder mit einem privates Endgerät über das WLAN Netz der Schule, so greifen die verschiedenen im Hintergrund laufenden Dienste Daten der Nutzer ab, die diese über Zusammenführung mit eigenen Daten oder solchen aus anderen Quellen identifizierbar machen. Damit wird es möglich, den Aufruf eines Wakelet Boards einer identifizierbaren Person zuzuordnen. Auch über in ein Board eingebettete externe Inhalte kann solches möglich sein.
Wird Schülern ein Wakelet Board zum Abruf auf privaten Endgeräten oder vom heimischen Internetanschluss angeboten, so sollten sie vorab über die möglichen Risiken informiert werden. Es sollten ihnen außerdem Möglichkeiten gezeigt werden, wie sie sich zumindest in Teilen schützen können, etwa durch Nutzung von Brave Browser oder von DuckDuckGo Browser auf Mobilgeräten.
Datenschutz Bewertung Übersicht
Nutzung in der Schule mit schulischen Endgeräten
Solange Schüler nicht gleichzeitig an anderen Online-Plattformen eingeloggt sind, wodurch für die im Hintergrund eines Wakelte Boards aktiven Tracker potentiell identifizierbar würden, kann die Plattform sowohl zur Bereitstellung von Informationen als auch zur kollaborativen Erstellung einer Sammlung genutzt werden. Wichtig ist, dass allen klar ist, dass keine personenbezogenen Daten in eine Sammlung eingestellt werden dürfen.
Nutzung auf privaten Endgeräten/BYOD
Die umfangreich im Hintergrund eines Wakelet Boards laufenden Dienste Dritter lassen sich durch Einsatz von sicheren Browsern wie Brave Browser oder DuckDuckGo auf Mobilgeräten nur begrenzt reduzieren. Da die Datenabflüsse recht umfangreich sind und mit eingebetteten externen Inhalten nicht weniger werden, kann eine Nutzung auf privaten Endgeräte von zu Hause aus oder in der Schule, wenn überhaupt, nur ein Angebot sein und setzt voraus, dass die Nutzer umfangreich über die Risiken und Möglichkeiten, sich zu schützen, informiert werden. Empfohlen werden kann ein solches Nutzungsszenario aber definitiv nicht. Erwachsene Schüler sollten über eine ausreichende Einsicht verfügen, die Tragweite ihres Handelns abschätzen zu können, wenn sie Wakelet nutzen.
Nutzung durch Lehrkräfte – Boards erstellen und teilen
Lehrkräfte müssen selbst entscheiden, ob sie Wakelet für ihren Unterricht nutzen möchten. Sie tun es auf eigenes Risiko und müssen die Zugriffe von im Hintergrund laufenden Diensten in Kauf nehmen.
Fazit
Wakelet ist eine Plattform, die einfach zu nutzen ist und eine schöne Möglichkeit bietet, im Internet gefundene Inhalte zu kuratieren. Auch für die kollaborative Arbeit im Unterricht ist Wakelet von Interesse. Es gibt viele Lehrkräfte, die auf die Plattform schwören. Leider ist die Plattform aber nicht wirklich datenschutzfreundlich, obwohl sie sich ausdrücklich an den Bildungsbereich wendet. Während beispielsweise Padlet5Siehe Padlet – digitale Pinnwand – Datenschutz Check , welches weitaus mehr Funktionalitäten bietet, von seiner Plattform her in sehr viel geringerem Umfang auf die Daten der Nutzer zugreift bzw. Dritten dieses ermöglicht, bindet Wakelet schon in der Plattform sehr viele Dienste Dritter ein und gewährt diesen Zugriff auf die Daten der Benutzer. Oben drauf kommen dann wie bei Padlet noch die durch Einbindung von externen Inhalten entstehenden Zugriffe auf Nutzerdaten. Während man letztere weitestgehend ignorieren kann, da sie auch entstehen würden, wenn Nutzer die Inhalte direkt auf den Herkunftsseiten aufrufen, so kann man über die doch sehr umfangreichen Zugriffe, welche Wakelet Dritten auf die Daten von Nutzern erlaubt, nicht hinwegsehen.
Empfehlung
Während eine Nutzung in der Schule mit schulischen Endgeräten ohne gleichzeitigen Login an anderen Plattformen für Schüler im Unterricht problemlos möglich ist, kann eine Nutzung über private Endgeräte in einem BYOD Setting oder von zu Hause aus nicht empfohlen werden, weder zur Bereitstellung von Inhalten, noch zur Mitarbeit an einem Board. Es gibt bei Wakelet jedoch eine schöne Alternative, wenn es um die Bereitstellung von Inhalten geht. Diese besteht im Export als PDF. In diesen PDF funktionieren alle Einbettungen als Links. Das heißt, Schüler können darüber die in einem Wakelet Board gesammelten Inhalte ansehen und lesen und auch die Seiten besuchen, von denen die Inhalte stammen. YouTube Videos können so datenschutzfreundlich angeboten werden. Daten fließen erst, wenn der Nutzer über den Link das Video auf der YouTube Seite öffnet.
Stand 07/2020