Kialo-edu – Diskussions-Plattform

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Hinweis! Dieser Datenschutz Check berücksichtigt nun neue Informationen des Anbieters von Februar 2023 zum Thema Datenschutz. Dazu gehört die neue Möglichkeit, Schülerinnen und Schüler auch ohne Konto zur Mitarbeit einzuladen. Außerdem ist Zendesk für das Help Center eingestellt worden. Stattdessen hostet es der Anbieter jetzt selbst.

Beschreibung

Kialo Edu ist eine für den Unterricht angepasste Version von Kialo (kialo.com), einer Plattform zur Visualisierung von Argumenten und Diskussionen. Mit Kialo Edu lässt sich die Struktur und Logik von Diskussionen darstellen und gemeinsam bearbeiten.

Das Ziel von Kialo ist es, konstruktive Diskussionen im Internet zu fördern – und deshalb ist Kialo Edu kostenlos.

Unter Tour erklärt der Anbieter, wie und wofür sich seine Plattform im Unterricht einsetzen lässt. Zu einem vorgegebenen Thema werden den Teilnehmern an der Diskussion Argumente pro und contra gesammelt und in Form einer Baumstruktur, die sich von oben nach unten verzweigt, strukturiert. Dabei werden pro Argumente in grün dargestellt und contra in rot. Argumente bestehen aus Text und können durch externe Links ergänzt werden. Jedes Argument zeigt den Nutzernamen des Erstellers an. Teilnehmer können die einzelnen Argumente als gelesen markieren, sich für ein Argument bedanken, es kommentieren und den Veränderungsverlauf des Einzelargumentes einsehen. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, die Wirkkraft/ Schwere eines Arguments zu bewerten und zu sehen, an welchen Stellen das gleiche oder ein ähnliches Argument in der Diskussion verwendet oder verlinkt wurde. Für letztere Funktion vergleicht die Plattform den Text neuer Argumente mittels eines duplicate checker während der Eingabe mit bereits vorhandenen Argumenten. Von Nutzern mit Editor Zugang können Einzelargumente zur Überprüfung markiert werden. Dabei kann der Grund zur Überprüfung mittels vorgefertigter Gründe (z.B. “Unzureichend belegt”, “Hier nicht relevant”, …) angegeben werden. Für andere Nutzer ist es möglich, Verbesserungsvorschläge zu machen und dem Autoren des Arguments (z.B. @Student4) direkt eine Nachricht dazu zukommen zu lassen.

In Ergänzung zur Diskussion gibt es eine Chat Funktion für die Teilnehmer an einer Diskussion. Darüber kann ein Austausch neben der eigentlichen Sammlung von Argumenten für und wider stattfinden.

Kialo Edu kann in Diskussionen nicht nur anzeigen, wer welche Aussage/ welchen Beitrag getätigt hat, sondern auch die Beteiligung der Teilnehmer numerisch analysieren. Über eine automatische Auswertung ist es möglich, Informationen über die Beteiligung der Teilnehmer an einer Diskussion zu erhalten bezüglich von beigetragenen Argumenten, Beiträgen zu Diskussionen und abgegebenen Stimmen bei Abstimmungen.

Quelle: Tipps for Grading Kialo Assignements

Das ist unter anderem als eine Möglichkeit gedacht, um durch Schüleraktivitäten eine Bewertungsgrundlage zu erhalten. Wenn diese Funktion zur Bewertung herangezogen werden soll, muss Schülern vorab transparent erklärt werden, wie sich ihre Mitarbeit bzw. Beteiligung an einer Diskussion in einer solchen Analyse niederschlägt.

In Kialo Edu gibt es verschiedene Nutzerrollen, die unterschiedliche Berechtigungen haben. Es gibt Besitzer (Owner), Administrator (Admin), Redakteur (Editor), Schreiber (Writer), Vorschlagender (Suggester) und Leser (Viewer). Administratoren haben sehr weitreichende Rechte innerhalb einer Diskussion. Sie können Einstellungen verändern, die Rollen von Teilnehmern anpassen, etwa einen Nutzer zum Redakteur machen und die Diskussion moderieren. Redakteure können nur auf den Inhalt der Diskussion einwirken. Schreiber können aktiv an der Diskussion teilnehmen und im Chat schreiben, während Vorschlagende zwar über Argumente Abstimmen können, jedoch eigene Argumente nur als Vorschläge einbringen können, die von einem Redakteuer freigeschaltet werden müssen. Leser können eine Diskussion nur lesend verfolgen. 1Siehe auch https://support.kialo-edu.com/hc/en-us/articles/360034742352-Participant-Rights-and-Roles

Zur Nutzung setzt Kialo individuelle Nutzerkonten zumindest auf Seiten der Lehrkräfte bzw. der Person, welche eine Diskussion erstellen möchte, voraus. Auch für Schüler können Nutzerkonten erstellt werden, sind aber keine Voraussetzung für die Teilnahme an einer Diskussion. Seit Anfang 2023 gibt es die Möglichkeit, Nutzer zur Teilnahme über einen Link mit einer vom Ersteller der Diskussion vorgegebenen Rolle einzuladen. Das nennt sich Instant Access2Weitere Informationen dazu im Supportbereich von Kialo Edu (in engl. Sprache) https://support.kialo-edu.com/en/hc/about-instant-access-discussions/ Nutzer geben dann einfach einen Namen an und können loslegen. Für die Erstellung eines Nutzerkontos gibt es mehrere Optionen. Eine davon ist die Anmeldung über ein Google oder Microsoft Konto oder über einen Nutzernamen von mindestens 3 und bis zu 30 Zeichen und ein Passwort. Die Angabe einer E-Mail Adresse ist optional. Damit ist es durchaus möglich, sich mit selbstgewählten Nutzernamen, die keinen Rückschluss auf den Nutzer zulassen anzumelden. Ohne Angabe einer E-Mail Adresse besteht allerdings keine Möglichkeit, einen verloren Zugang zum Nutzerkonto wiederherzustellen. 

Selbstregistrierte Nutzer können unter Nutzereinstellungen nachträglich eine E-Mail Adresse hinzufügen, sofern sie sich ohne ein solches registriert haben. Sie haben dort die Möglichkeit, E-Mail-Benachrichtigungen individuell zu steuern, einen Klarnamen anzugeben und biographische Informationen zu hinterlegen. Sie können dort außerdem die Account-Timeline ausblenden. Diese ist unter Mein Profil einsehbar und zeigt Nutzeraktivitäten seit Kontoerstellung an. Sofern sie nicht durch den Nutzer deaktiviert ist, kann die Account-Timeline von dem Ersteller eines Teams wie auch von allen anderen Team Mitgliedern eingesehen werden.

Lehrkräfte können (wie jeder Nutzer) ein Team erstellen und Schüler dazu einladen. Bestehen Teams, können diese als Gruppe zu einer Diskussion eingeladen werden. 

Verwaltete Accounts

Seit Dezember 2021 gibt es für Lehrkräfte die zusätzliche Option, aus ihrem Konto heraus Konten für Schülerinnen und Schüler zu erstellen, ohne dass dazu E-Mail Adressen erforderlich sind. Bei der Kontoerstellung lassen sich Passwörter automatisch erzeugen. Es ist außerdem möglich, Listen von Nutzern per Copy&Paste einzufügen. Unter dem Menü Verwaltete Accounts können Lehrkräfte die Konten der von ihnen erstellten Nutzer bearbeiten und bei Bedarf Passwörter durch Eintragen eines neuen Passwortes zurücksetzen. Die Zuordnung von Schülern zu Teams ist direkt bei der Erstellung von verwalteten Schülerkonten möglich. Anders als selbst angemeldete Nutzer können Nutzer mit einem verwalteten Account ihr Konto nicht mit einer E-Mail Adresse verknüpfen. Wie selbstregistrierte Nutzer können sie unter den Nutzereinstellungen individuelle Einstellungen vornehmen. Dazu gehört auch das Ausblenden der Account-Timeline.

Kontrollzentrum

Für Organisationen gibt ein Kontrollzentrum, welches der Organisation die volle Kontrolle über ihre Nutzerkonten und Daten gibt, einschließlich der Löschung und des Exports. 

We also offer an organization dashboard that allows those responsible at an organization to take full control of their users’ accounts and data, including deleting and exporting it.

Über Organisationen erfährt man nur etwas in den Release Notes. Demnach gibt es das Konzept der Organisation seit dem 15. April 2020

The concept of organizations has been introduced for Kialo Edu. Users become part of an organization if their associated email addresses match domains the organization is authorized to manage. Organizations are very useful for schools, school districts and universities that want to view and manage their students’ data themselves.

Demnach können Schulen ein Konto als Organisation haben und Nutzer werden der Schule zugeordnet, wenn ihre E-Mail Adressen der Domain der Schule angehören, welche in Kialo Edu hinterlegt ist. Dieses setzt aber die Registrierung mit einer E-Mail Adresse voraus. Schüler mit verwalteten Konten gehören automatisch ihrer Schule an, wenn die Lehrkraft mit einem einer Organisation zugeordneten Konto arbeitet.

Diskussionen lassen sich in einige LMS wie z.B. Moodle einbetten. Dabei besteht jedoch keine direkte Datenverbindung zwischen beiden Systemen. Um z.B. in Moodle an einer Diskussion auf Einladung teilnehmen zu können, müssen Schüler gleichzeitig auch in Kialo Edu eingeloggt sein.

Datenschutz, Sicherheit

Serverstandort, Anbieter

Kialo Edu ist ein deutscher Anbieter mit Sitz in Berlin und wird von der Kialo GmbH betrieben, während Kialo Inc eine US Niederlassung ist, welche für die kialo.com Plattform verantwortlich ist. Während die Server für kialo.com in den USA stehen, nutzt der Anbieter für Kialo-edu.com nach eigenen Angaben Server von Amazon Web Services (AWS) in Frankfurt.3Aus einem E-Mail von Kialo Edu: “Funny thing, we actually have our R&D in Berlin, we host kialo.com in the US, but kialo-edu.com is hosted in Frankfurt, with AWS. We did this specifically for the Europeans and now this is causing problems with some US states as they too are beginning with “data has to be hosted in the US provisions”.” Eine Überprüfung mit WebbKoll DataSkydd zeigt zwar AWS Server in den USA an, doch ein Vergleich der Laufzeiten von Anfragen an die von Kialo Edu genutzten Server zeigt, dass diese für Frankfurt am kürzesten sind.4Hintergrund Information: Anbieter wie Amazon registrieren ihre IP Nummern häufig über US Dienstleister, verwenden sie aber auch für Serverstandorte außerhalb der USA, wie in diesem Fall. In einer Standortabfrage der IP Nummer erscheint dann das Land, in welcher diese IP Nummer registriert ist. Testen kann man dieses mit Traceroute Test

Datenschutzerklärung

Die Datenschutzerklärung ist in deutscher Sprache verfügbar. Sie orientiert sich an den Vorgaben der DS-GVO und berücksichtigt außerdem auch datenschutzrechtliche Vorgaben aus verschiedenen Regionen der USA. Dazu gehört auch der US amerikanische Student Privacy Pledge.

Datenschutz- und Datensicherheitskonzept

Ergänzend zur Datenschutzerklärung gibt das Datenschutz- und Datensicherheitskonzept –  Data Security and Privacy Plan (DSPP). Es findet sich dauerhaft unter dem Link Data Security and Privacy Plan und ist aktuell nur in englischer Sprache verfügbar. Der Anbieter erklärt auch hier noch einmal, dass die Nutzung von Kialo Edu DS-GVO konform möglich ist und personenbezogene Daten nur verarbeitet werden, soweit dieses für die Funktionalität der Plattform erforderlich ist. Die Nutzerdaten werden nicht mit Dritten geteilt, an diese verkauft oder ihnen gegenüber offengelegt. Man sichert zu, über die Kialo Edu Seite keine Werbung anzuzeigen und die dort verarbeiteten personenbezogenen Daten auch nicht für gezielte Werbung zu nutzen. Kialo Edu sieht sich selbst als einen privacy first Anbieter, der mit einem Minimum an personenbezogenen Daten arbeitet und diese wenigen Daten auch nicht für eigene Zwecke missbraucht.

Bezüglich der Monetarisierung erfährt man, dass der Anbieter seine Plattform für Bildung kostenlos anbietet, um sie Lehrkräften weltweit verfügbar zu machen. Er plant außerdem den Aufbau einer dritten kostenpflichtigen  Seite für strukturierte Diskussionen und Entscheidungsfindung in Teams und Organisationen.

Löschung & Datenkopie

Löscht ein Nutzer sein Konto, werden auch alle Diskussionen und Teams, die der Nutzer besitzt, gelöscht. In Beiträgen in anderen Diskussionen, an denen der Nutzer beteiligt war, wird der bis zur Löschung angezeigte Benutzername durch einen Zufallsnamen wie z.B. “deactivated-12367” ersetzt.

Diskussionen können aus der Plattform exportiert werden. Darüberhinaus haben Nutzer auch gemäß Art. 15 DS-GVO das Recht auf eine Datenkopie.

Analyse anonymisierter Daten

Kialo Edu räumt sich das Recht ein, de-identifizierte d.h. anonymisierte Nutzerdaten zu verwenden, um Hinweise auf Verbesserungsmöglichkeiten an der Plattform z.B. bei die Funktion zur Überprüfung auf Kopien von Argumenten (duplicate checker) zu ermitteln. Daten, die einmal anonymisierte sind, werden vom Anbieter nicht wieder re-identifiziert.

Auftragsverarbeiter

Unter den eigenen Aufragsverarbeitern gibt Kialo Edu folgende an:

  • Amazon (AWS) – Hosting und E-Mail
  • Mongo – ein Datenbank Anbieter
  • Kialo Inc. – die Schwesterfirma in den USA. Man kauft und nutzt gewisse Dienstleistungen gemeinsam. Die US Schwester leistet Support und betreut Social Media.
  • Google Suite und Slack werden für Support Anfragen genutzt. E-Mails können dort gespeichert werden.

Mit allen Auftragsverarbeitern wurden Vertraulichkeits- und Datenschutzvereinbarungen abgeschlossen. Über Änderungen bei diesen Auftragsverarbeitern wird in der Datenschutzerklärung informiert.

Ort(e) der Datenverarbeitung

Kialo Edu sichert zu, alle Daten der Nutzer im AWS Rechenzentrum in Frankfurt zu verarbeiten. Das gilt auch für über die Plattform verschickte E-Mails.

Datenverarbeitung und -speicherung

Ziel von Kialo Edu ist es, mit einem Minimum an personenbezogenen Daten auszukommen.

  • Die IP Adresse der Nutzer wird von der Firewall der Server 30 Tage lang gespeichert. Sie ist aktuell nicht mit dem Nutzer assoziiert.
  • Browser Meta Daten werden aktuell nicht erhoben. Abgefragt wird die bevorzugte Sprache, um abzugleichen, ob Kialo Edu in dieser Sprache angezeigt werden kann.
  • Wird beim Anmelden eine E-Mail Adresse angegeben, wird diese gespeichert.
  • Bei Anmeldung über Google Single Sign On (SSO), werden die Google ID, der Google Avatar, die E-Mail-Adresse und der Nutzername gespeichert.
  • Bei Anmeldung über Microsoft SSO werden Microsoft ID, Microsoft Avatar, die E-Mail-Adresse und der Benutzername gespeichert.
  • Bei einer Anmeldung ohne E-Mail Adresse werden Nutzername und Passwort gespeichert.
  • Bei verwalteten Konten werden Nutzername und Passwort gespeichert.
  • Geben Nutzer optionale Profilinformationen ein, werden auch diese gespeichert.
Cookies & lokaler Speicher

Es werden nur essentielle Cookies eingesetzt, um die Funktionalität von Kialo Edu zu ermöglichen.

  • Es gibt Cookies, die mit dem Login zu tun haben und dafür sorgen, dass Argumente dem richtigen Nutzer zugeordnet werden.
  • Um Entwürfe von Argumenten und Kommentaren zu speichern, wird der lokale Speicher auf dem Gerät des Nutzers verwendet. Über diesen wird auch gespeichert, welche Popups ein Nutzer bereits gesehen hat.
Analyse und Tracking
  • Der Anbieter sichert zu, keine Browser-Fingerprinting, Ad-Tracking-Cookies oder Tracking-Pixel einzusetzen.
  • Es werden weder Google-Analytics noch andere Arten von auf Tracking basierenden Analyse Diensten genutzt.
Datensicherheit

Es werden eine Reihe von Sicherheitsmaßnahmen aufgeführt, die bei verantwortungsvollen Unternehmen Standard sind. Darüber hinaus unterzieht man sich regelmäßig internen und externen Audits. Die ISO 27001 Zertifizierung liegt mittlerweile vor.

Nutzer, die ihr Konto selbst registriert haben, können dieses zusätzlich über 2-Faktor-Authentifizierung (2FA) schützen.

Cookies, Tracking

Über verschiedene Tools lassen sich bei Nutzern, die sich ohne E-Mail Adresse anmelden, nur zwei 1st-Party Cookies nachweisen, von denen eines ein Session Cookie ist (_xsrf) und das andere einen Monat lang gültig ist (edu-prod-session)

Im lokalen Speicher werden weitere Informationen abgelegt. Dazu gehören auch Dateien von einem finnischen Dienst, Wistia.com. Nach Angaben von Kialo Edu dienen diese Dateien zur Speicherung von Informationen genutzt, wie weit ein Nutzer ein Video angesehen hat. Wistia habe Kialo Edu versichert, dass dieses essentielle Cookies für ihren Dienst seien, die nicht für Tracking genutzt würden. 5Im E-Mail von Kialo Edu heißt es dazu: “Apparently they use cookies/local store to store the volume and how far you have watched a video, in case you return to the video. It seems this can be considered an essential cookie for their services and they assured us that cookies are not used for tracking, if, as we do, we have all analytics disabled.”

Außerdem werden im lokalen Speicher, wie im DSPP beschrieben, Informationen abgelegt, welche Informationen ein Nutzer in einer Diskussion bereits gesehen hat (z.B. account-anonymous-discussion-5562-info-seen).

Vertrag zur Auftragsverarbeitung

Einen solchen Vertrag gibt es zur Zeit nicht. Kialo Edu ist jedoch bereit, einen Vertrag zur Auftragsverarbeitung (AVV) durch einen Fachanwalt ausarbeiten zu lassen, wenn hier eine Schule Bedarf anmeldet. Schulen, die Kialo Edu als Schule nutzen wollen, sollten diesen Vertrag dann mit dem Anbieter abschließen. Da Kialo Edu eine GmbH nach deutschem Recht ist und hier ihren Hauptsitz hat, unterliegt der Anbieter nicht der US Jurisdiktion. Der Abschluss eines AVV sollte demnach aus datenschutzrechtlicher Sicht DS-GVO konform möglich sein.

Datenschutz Bewertung Übersicht

Die Diskussionsplattform Kialo Edu lässt sich tatsächlich sehr datensparsam nutzen. Sowohl Lehrkräfte wie auch Schüler benötigen nicht mehr als einen Benutzernamen und ein Passwort, um sich ein Konto zu erstellen. Auf eine E-Mail Adresse als weiteres Datum kann verzichtet werden. Von Nachteil ist, dass dann bei selbsterstellten Konten keine Möglichkeit besteht, in ein Konto zu gelangen, wenn das Passwort vergessen wurde. Schulen haben die Möglichkeit, Nutzerkonten als verwaltete Konten anzulegen. Die Nutzung hat gegenüber selbsterstellten Konten den Vorteil, dass die Lehrkraft ein neues Passwort vergeben kann. Wenn gewünscht, können Schüler allerdings auch ohne eigenes Konto an Diskussionen teilnehmen. Sie werden dazu über einen Link eingeladen und geben einen Namen an.

Diskussionen sind kein Brainstorming, bei dem einfach nur Ideen zusammen getragen werden. Sie leben davon, dass Individuen Positionen einnehmen und verteidigen. Von daher ist das Einrichten von Nutzerkonten durchaus sinnvoll. Auch mit minimalen Nutzerkonto fallen nur sehr wenige weitere mit diesem verbundene personenbezogene und -beziehbare Daten an, wenn Nutzer mit der Plattform interagieren. Solange sie innerhalb der eigentlichen Diskussions-Seite arbeiten, bleibt das auch so. Verlassen sie diese, etwa um sich im Hilfsangebot umzusehen, werden vom Anbieter und genutzten Dienstleistern weitere Daten erhoben. Die eigentlichen Inhalte der Diskussion sind den einzelnen Nutzern zugeordnet über den von ihnen gewählten Nutzernamen. Da der Anbieter keine Zuordnung von IP Nummer und Nutzer vornimmt, sollten die Inhalte von Diskussionen, die durchaus auch sensibel sein können, etwa weil sie politische, religiöse, sexuelle Präferenzen oder weltanschauliche Haltungen widerspiegeln, keiner identifizierbaren Person zugeordent werden. Von daher sollten für Nutzer auch keine Risiken durch den Anbieter oder Dritte entstehen. Positiv fällt auf, dass der Anbieter keine Drittanbieter für Tracking und Analyse von Nutzerverhalten einsetzt und auch ausdrücklich angibt, kein Nutzerdaten in irgendeiner Form an Dritte weiterzugeben oder zu Werbezwecken zu nutzen.

Hinweise zur Nutzung durch Schulen

Grundsätzliches

Soweit sich die Angaben des Anbieters zur Datenverarbeitung und sein Bekenntnis zur Datensparsamkeit nachprüfen lassen, ist Kialo Edu tatsächlich eine sehr datenschutzfreundliche Plattform. Das ist für den Einsatz der Plattform in Schulen sehr günstig, da so keine essentiellen Risiken für die Nutzer entstehen. Solche wären leicht möglich, vor allem wenn es um Diskussionen mit sensiblen Inhalten geht. Wären diese in der Plattform einer identifizierbaren Person zugeordnet oder ließen sich diese auf anderem Wege zuordnen, könnten dadurch je nach Inhalt der Diskussion erhebliche Risiken für Nutzer entstehen, vor allem sobald diese in die Hände von Dritten gelangten. Das ist aber allem Anschein nach nicht der Fall. Die Plattform sollte hier über eine ausreichende Sicherheit verfügen. Von daher sollte Kialo Edu ohne Einschränkungen nutzbar sein.

Nutzung in der Schule

Da Kialo Edu mit sehr wenigen personenbezogenen Daten genutzt werden kann und der Anbieter diese überwiegend nicht mit dem Nutzer verbindet, sollten bei einer Nutzung in der Schule keine Risiken entstehen, egal ob die Nutzung auf einem schulischen oder einem privaten Endgerät erfolgt.

Nutzung zu Hause/ auf privaten Geräten/ BYOD

Beteiligen sich Schüler an einer Diskussion auf Kialo Edu von zu Hause aus, über ein Endgerät mit mobiler Datenverbindung oder über eine privates Endgerät in der Schule, so sollten für sie keine Risiken entstehen.

Empfehlung

Wer als Lehrkraft im Unterricht mit mit Schülerinnen und Schülern mit Kialo Edu strukturierte Diskussionen führen möchte, kann dieses ohne erkennbare Risiken tun, egal ob dafür schulische oder private Endgeräte genutzt werden oder ob Schüler in der Schule oder zu Hause auf die Plattform zugreifen. Damit dieses möglich ist, sollten jedoch für alle Beteiligten die Spielregeln klar sein.

Version 1

  • Nutzen der Instant Access Funktion, um Schüler ohne Nutzerkonten an Diskussionen teilnehmen zu lassen ODER alternativ

Version 2

  • Erstellung von verwalteten Nutzerkonten
    • nur mit Pseudonymen, die eine Identifizierung für Dritte unmöglich machen oder zumindest extrem erschweren, gleichzeit aber unter den Mitgliedern der Lerngruppe bekannt sind,
    • mit sicheren Passwörtern, die Schüler sich verlässlich notieren und
    • ohne Avatare, welche die Person erkennbar darstellen.
  • Keine persönlichen Informationen in Diskussion und begleitendem Chat. Das heißt also keine Namen oder andere Informationen, die eine Person der Lerngruppe identifizierbar machen.
  • Lehrkräfte dürfen keine Benennung und Beschreibung von Diskussionen verwenden, welche Informationen über die Schule und Lerngruppe geben.
  • Lehrkräfte, die für ihre Schülerinnen und Schüler verwaltete Konten erstellen, können auch Passwörter der Schüler zurücksetzen. Deshalb sollten sie 2FA nutzen, um ihr Konto vor unberechtigten Zugriffen zusätzlich abzusichern.

Es sollte außerdem allen Nutzern klar sein, dass die Plattform dem Eigentümer (in der Regel der Lehrkraft) über eine automatische Auswertung Einblick in die Beteiligung der Mitglieder der Lerngruppe an den zur Diskussion gehörenden Aktivitäten (Argumente, Beiträge in der Diskussion, Votes) bietet, diese jedoch rein quantitativ und nicht qualitativ ist.

Version 3

Will eine Schule die Plattform regelmäßig nutzen, am besten mit der Funktion, mit welcher Lehrkräfte Schülerkonten erstellen können, dann sollte die Schule versuchen, mit dem Anbieter einen Vertrag zur Auftragsverarbeitung abzuschließen. Bei Kialo Edu GmbH sprechen Mitarbeiter Deutsch. Es ist also kein Problem, einen deutschsprachigen Vertrag zur Auftragsverarbeitung vorzulegen.

Ältere Schüler ab Vollendung des 16. Lebensjahres, für die eine Nutzung von Kialo Edu vor allem von Interesse ist, sollten nach Information über die Datenverarbeitung durch die Plattform eigenständig in die Erstellung eines verwalteten Nutzerkontos einwilligen können. Soll die Plattform mit jüngeren Schülern genutzt werden, braucht es eine Einwilligung der Eltern, dass ihre Kinder die Plattform nutzen dürfen. 6Ohne einen Vertrag zur Auftragsverarbeitung wäre dieses jedoch keine Einwilligung im Sinne der DS-GVO, da die Schule so nicht als Verantwortlicher handeln kann.

Prinzipiell ist bei älteren Schülern auch eine Nutzung mit selbsterstellten Konten möglich. Mit der Annahme einer Einladung durch eine Lehrkraft in ein Team willigen sie dann darin ein, der Lehrkraft über die automatische Auswertung Einblick in die Aktivitäten im Rahmen einer von Diskussion zu geben.

Ausblick

Kialo Edu ist eine Plattform mit Potential. Die Datenschutzerklärung ist nun sogar in deutscher Sprache vorhanden. Der Anbieter bietet einen Vertrag zur Auftragsverarbeitung an. Es sollte damit nun möglich sein, Kialo Edu an Schulen zu einer verpflichtenden Nutzung einzuführen7In NRW gem. § 120 Abs. 5 Satz 2 und § 121 Abs. 1 Satz 2., wenn die Plattform regelmäßig im Unterricht zum Einsatz kommen soll.

Stand 02/2023